Ein Plot ist das Handlungsgerüst deines Romans in chronologischer Reihenfolge, also die strukturierte Abfolge von Ereignissen, die deine Geschichte formen. Er gibt der Leserschaft eine Richtung vor und sorgt dafür, dass Spannung, Emotionen und Charakterentwicklung sinnvoll zusammenwirken. Das gilt sowohl für Romane, in denen es nur eine Perspektive gibt als auch für Geschichten mit mehreren Perspektivfiguren oder Geschichten, die auf unterschiedlichen Zeitebenen oder mit Rückblicken arbeiten.
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Warum ist ein Plot so nützlich?
Bestimmt kennst du diesen Moment auch: Du hast DIE Idee für einen Roman. Eine epische Geschichte voller Drama, Spannung und tolle Charaktere, die dir nachts den Schlaf rauben. Voller Elan setzt du dich an dein Manuskript, die ersten Seiten fliegen nur so dahin … und dann? Boom! Schreibblockade. Plötzlich verlierst du den Faden. Dein Held irrt ohne klares Ziel durch die Handlung, Nebenfiguren tauchen auf und verschwinden ohne Grund, und das Finale? Tja, das existiert noch nicht mal in deinem Kopf.
Hier kommt das Plotten ins Spiel – dein Rettungsring im Schreib-Ozean. Ich bin davon überzeugt, dass dich ein geplantes Handlungsgerüst nicht einschränkt, sondern dir die absolute kreative Freiheit gibt (ja, wirklich!). Manche Schreibende schwören allerdings darauf, einfach draufloszuschreiben („Discovery Writing“). Das kann natürlich auch funktionieren – aber ich habe schon oft erlebt, dass das in Frust endet, weil die Geschichte sich verläuft. Gerade bei Schreibanfängern ist es häufig so, dass sie mit „Bauchschreiben“ ihren Roman nicht zuende bringen oder irgendwann aufgeben.
Hier sind fünf Gründe, warum ich glaube, dass du nicht auf einen Plot für deinen Roman verzichten solltest. Vor allem, wenn du dein erstes Buch schreibst.
1. Du bekommst eine klare Richtung
Ein Plot ist dein Kompass für das Schreiben deines Buchs. Stell dir vor, du beginnst eine Reise ohne zu wissen, wo du ankommst – du wirst wahrscheinlich herumirren. Dasselbe gilt für das Schreiben. Ein Plot gibt deiner Geschichte ein Ziel.
2. Ein Plot steigert Spannung & Emotion
Gute Geschichten leben von Hochs und Tiefs. Ein Plot sorgt dafür, dass Konflikte an den richtigen Stellen eskalieren und dass die Lesenden mitfiebern. Mal angenommen, du schreibst einen Krimi. Ohne Plot weißt du vielleicht selbst nicht, wer der Mörder ist, welche Hindernisse und überraschende Wendungen nötig sind oder an welchen Stellen du falsche Fährten einstreuen möchtest. Wenn du alles dem Zufall überlässt, könnte das den Effekt deiner Geschichte trüben.
3. Du vermeidest Plotlöcher
Ohne konkrete Planung kann es passieren, dass deine Geschichte voller Logiklöcher ist. Das ist nicht nur ärgerlich, sondern vermeidbar, wenn du vor dem Schreiben ein Handlungsgerüst überlegst. Hast du schon einmal einen Film gesehen oder ein Buch gelesen, bei dem ein Charakter plötzlich Fähigkeiten hatte, die vorher nie erwähnt wurden? Oder ein Twist kam aus dem Nichts? Wie fandest du das? Bestimmt nicht so toll, oder? Genau das kann passieren, wenn du ohne Plot schreibst.
4. Du hast die Charakterentwicklung besser im Griff
In einem gelungenen Roman gehen deine Figuren auf eine sinnvolle Reise und entwickeln sich weiter. Sie wachsen über sich hinaus, überwinden Schwächen und falsche Glaubenssätze, reifen zum Ende hin und werden schließlich zu einer besseren Version ihrer selbst. Um diese Entwicklung logisch und sinnvoll aufzubauen und deine Leserschaft für deine Figuren zu begeistern, ist ein Plot total hilfreich. Harry Potter beginnt als unsicherer Junge unter der Treppe und wächst im Laufe der Bücher zu einem starken Anführer heran. Diese Entwicklung passiert nicht zufällig – sie ist geplant.
5. Mit einem Plot im Rücken schreibst du effizienter
Wenn du weißt, wohin deine Geschichte läuft, schreibst du schneller und brauchst weniger Überarbeitungen, da du Plotlöcher und Ungereimtheiten schon in der Planung entdecken und ausmerzen kannst.
Für wen macht plotten Sinn?
Ich bin davon überzeugt, dass plotten für jeden sinnvoll ist, der einen Roman schreiben und eine breite Leserschaft erreichen möchte. In meinen Coachings erlebe ich manchmal Schreibende, die zunächst davon überzeugt sind, dass ein Plot viel zu sehr einengt. Sie haben Angst davon, dass ihre Spontaneität verloren geht, sich ihre Geschichte steif anfühlt und das Schreiben dann nur noch eine langweilige Pflichtübung wird.
Das Irre ist, dass viele genau dieser Autor:nnen beim Schreiben dann das Gegenteil erleben: Wie der Plot befreit und ihnen die Möglichkeit gibt, ihre Kreativität in die richtigen Bahnen zu lenken. Denn innerhalb einer gewissen Struktur entsteht gerade die Freiheit, Neues entstehen zu lassen, weil man nicht bei jedem Detail überlegen und gegenchecken muss, ob es in die Gesamtstruktur passt.
Stell dir vor, du bist ein Architekt. Du hast eine brillante Idee für ein Traumhaus. Statt jedoch einen Bauplan zu entwerfen, entscheidest du, einfach draufloszubauen. Du stapelst Steine, installierst Fenster, baust eine Treppe – aber am Ende merkst du, dass das Fundament instabil ist, die Räume keinen Sinn ergeben und die Eingangstür im dritten Stock liegt. Genau so fühlt sich das Schreiben ohne Plot an. Ein Plot ist in meinen Augen kein Käfig – er ist dein Fundament. Er sorgt dafür, dass deine Geschichte stabil bleibt, während du kreativ gestalten kannst. Wenn du weißt, dass dein Fundament sicher steht, hast du bei der Gestaltung alle Möglichkeiten.
Aber was ist mit den großen Autor:innen, die ohne Plot schreiben?
Ja, natürlich gibt es Autor:innen, die sich als „Pantser“ oder „discovery writer“ bezeichnen – also diejenigen, die „aus der Hüfte schießen“ und aus dem Bauch ohne große Planung drauflosschreiben. So wie Stephen King zum Beispiel. Er ist ein berühmtes Beispiel für diesen Ansatz. Doch selbst er hat eine grobe Struktur im Kopf. Er weiß, welche Art von Geschichte er erzählt, welche Konflikte wichtig sind und wohin sich seine Figuren ungefähr entwickeln sollen. King beginnt ohne festen Plan und lässt die Geschichte sich organisch entwickeln. Er vertraut darauf, dass seine Charaktere ihn in die richtige Richtung führen. ABER: Er hat jahrelange Erfahrung und ein starkes Gespür für Storytelling – Anfänger verzetteln sich bei diesem Ansatz oft.
Plotten oder aus dem Bauch heraus schreiben – beide Methoden können funktionieren – aber die meisten erfolgreichen Bücher haben zumindest eine Grundstruktur.
Plotten mit Flexibilität – der Mittelweg
Wenn du nicht auf deine Bauchschreiber-Instinkte verzichten möchtest, kannst auch eine Mischung aus beidem machen: Plane grob das große Ganze, aber lass Raum für Überraschungen. Erstelle eine ungefähre Roadmap für deine Geschichte: Anfang, Wendepunkte, Höhepunkt, Ende. Lass deine Charaktere innerhalb dieser Struktur atmen und sich entwickeln. Wenn eine unerwartete Idee kommt, prüfe, ob sie in den Plot passt – wenn ja, baue sie ein! So kannst du den Samen deiner Geschichte pflanzen und beobachten, wie sie wachsen – und hast trotzdem eine Vorstellung davon, wie dein Garten am Ende aussehen soll.
Wann brauchst du unbedingt einen Plot?
Jeder Schreibende tickt zwar anders, manche wollen ihre Geschichten schreibend entdecken, andere planen alles genau. Aber gibt es trotzdem Situationen, bei denen ein Plot unverzichtbar ist? Ja, ich denke schon. Aus meiner Erfahrung gibt es einige Szenarien, bei denen ich dir ganz klar zu einem konkreten Plot rate. Denn ohne ihn versinkst du in bestimmten Situationen schnell im Chaos, verirrst dich oder bleibst mitten in der Rohfassung stecken.
Dein Roman hat eine komplexe Handlung
Je verzweigter deine Geschichte ist, desto schwieriger wird es, ohne Planung den Überblick zu behalten. Du möchtest mit mehreren Zeitebenen, verschiedene Perspektiven oder parallele Handlungsstränge arbeiten? Dann brauchst du einen Plan, damit sich am Ende alles schlüssig zusammenfügt. Ohne Plot entsteht Chaos. Oder kannst du dir vorstellen, dass eine Geschichte wie „Game of Thrones“ von George R.R. Martin mit dutzenden Charakteren, verschiedenen Königreichen und politischen Intrigen einfach so aus dem Bauch heraus entsteht? Oder eine Geschichte wie „Inception“ von Christopher Nolan mit mehreren Traumebenen, die logisch miteinander verknüpft sind: So eine Geschichte kann man nur schlecht improvisieren.
Du schreibst einen Thriller, Krimi oder Mystery-Roman
In diesen Genres sind Überraschungen, Wendungen und clevere Enthüllungen extrem wichtig. Du musst Hinweise streuen, falsche Fährten legen und am Ende alles logisch auflösen. Ohne vorher geplanten Plot riskierst du, dass dein „großer Twist“ völlig unglaubwürdig wirkt oder sich Logiklöcher auftun. Kennst du „Gone Girl“ von Gilian Flynn? Die Geschichte ändert auf halber Strecke die Perspektive und bringt einen gewaltigen Twist – sowas klappt meiner Erfahrung nach nur mit einer klugen Vorplanung und nicht, weil du zufällig eine geniale Idee hast.
Du planst eine Buchreihe
Eine Trilogie oder eine Buchreihe zu schreiben, bedarf deutlich mehr Planung als ein Einzelband. Du solltest darauf achten, dass sich die Charektere über alle Bände sinnvoll weiterentwickeln, Aspekte aus den Folgebänden in Band eins eventuell schon angelegt sind und dass sich im Laufe der Zeit keine Widersprüche entwickeln. Ein super Beispiel für eine geplottete Buchreihe ist „Harry Potter“ von J.K. Rowling. Sie platziert viele Hinweise auf spätere Ereignisse bereits in den ersten Büchern. Sowas geht nicht spontan, sondern funktioniert nur mit einer langfristigen Planung.
Warum plotten keine Kreativitätsfalle, sondern ein Befreier ist
Deine Muse zickt rum und hat einen schlechten Tag? Dir fällt absolut nicht ein, wie deine Geschichte weitergehen könnte? Wenn du deine Geschichte vorher geplottet hast, folgst du einfach deinem Fahrplan und fällst nicht in ein Schreibloch. Dann brauchst du auch nicht mehr darauf zu hoffen, dass deine Muse es gut mit dir meint, sondern kannst ganz unabhängig von ihr mit deinem Roman vorankommen. Das kann sehr beruhigend sein, gerade, wenn du Deadlines und Abgabefristen einhalten musst. Plot schlägt Muse – wenn das keine Befreiung ist!
Wenn du vor dem Schreiben plottest, sparst du dir außerdem tonnenweise Überarbeitungen. Denn es ist wie ein Sicherheitsnetz und du kannst einigermaßen darauf vertrauen, dass es in deiner Geschichte nicht vor Logiklöchern und unvollendeten Handlungssträngen wimmelt. Stell dir vor, du hast aus dem Bauch 300 Seiten geschrieben und erkennst dann plötzlich, dass dein Bösewicht keine wirkliche Motivation für seine Taten hat. Horror, oder? Mit einem Plot hättest du ihm gleich zu Beginn genug Tiefe und Dreidimensionalität geben können und müsstest jetzt nicht das halbe Manuskript umschreiben.
Du kannst kreativer mit Wendungen spielen, wenn du vor dem Schreiben geplottet hast. Gerade in der Spannungsliteratur sind überraschende Twists und Wendungen das Salz in der Suppe und das, was deine Leserschaft liebt. Wenn du plottest, kannst du Wendungen viel logischer einbauen und läufst nicht Gefahr, dass sie wie aus dem Nichts zu kommen scheinen.
Was ist der Unterschied zwischen Plot und Story?
Viele Schreibende verwenden die Begriffe „Plot“ und „Story“ synonym – aber eigentlich sind sie nicht dasselbe. Beide gehören zum Kern einer guten Geschichte, aber sie erfüllen unterschiedliche Funktionen.
Die Story ist die Grundidee oder die essenzielle Erzählung einer Geschichte. Sie beschreibt, was passiert, sie ist das übergeordnete Konzept deiner Geschichte. Sie gibt das zentrale Thema und die Haupthandlung vor, ohne sich um die genaue Struktur oder den Spannungsbogen zu kümmern. Sie ist oft in einem einzigen Satz zusammenfassbar.
Beispiele für Storys:
- „Ein Junge erfährt, dass er ein Zauberer ist, und muss sich gegen das ultimative Böse behaupten.“ (Harry Potter)
- „Ein reicher Mann und eine arme Frau verlieben sich auf einem sinkenden Schiff.“ (Titanic)
- „Ein Hobbit wird auserwählt, einen mächtigen Ring zu zerstören, um die Welt zu retten.“ (Der Herr der Ringe)
Der Plot ist die konkrete Reihenfolge der Ereignisse, also wie die Geschichte erzählt wird. Ein Plot ist komplexer, denn er enthält:
✔ Die Reihenfolge der Ereignisse
✔ Wendepunkte und Überraschungen
✔ Die Entwicklung der Charaktere
✔ Ursache-Wirkung-Ketten (weil X passiert, geschieht Y)
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