Du schreibst an einem Roman, in dem es tempomäßig richtig zur Sache gehen soll. Vielleicht eine Action- oder Abenteuergeschichte mit intensiven Kampfszenen? Einen Krimi mit Schießereien? Einen Thriller mit einer Verfolgungsjagd oder aber einen dramatischen Liebesroman, in dem die Fetzen fliegen sollen? Schnelles Erzählen ist für jedes Genre gut. Mit diesen ultimativen Tipps schaffst du es, dass solche Szenen richtig spannend werden und deine Leserschaft fesseln.

Mach deiner Figur so richtig Stress

Bringe dafür mehrere Faktoren ins Spiel. Wenn Heinz und Gisela sich zoffen, ist das natürlich schon stressig. Aber wenn sich in der Küche gleichzeitig die Kinder kloppen und Gisela ihre Jacke nicht findet, aber eh schon viel zu spät für ihr wichtiges Vorstellungsgespräch dran ist, dann geht es deutlich härter „zur Sache“. Dann hast du sehr viel mehr Druck in diese Streitsituation reingeschrieben. Eine gute, temporeiche Szene zeichnet sich also dadurch aus, dass sie mehrere Elemente beinhaltet. Also nur der Streit zwischen Heinz und Gisela wäre fast schon langweilig.

Ein Countdown ist auch sehr hilfreich, um den Druck aufm Kessel zu erhöhen. Wenn deine Hauptfigur den rasenden Bus zum Stehen bringen muss, bevor der von der zerstörten Brücke fällt, aber erstmal den Bösewicht erledigen und die Frau seines Herzens befreien muss … dann ist das ziemlich wirksam, um Tempo und gleichzeitig Spannung zu erzeugen. Oder ein bisschen weniger komplex: Deine Hauptfigur muss einen megawichtigen Flug erwischen oder irgendwo tickt eine Bombe, während der Romanheld versucht, seine entführte Tochter zu retten – ein Countdown funktioniert eigentlich immer. Schön ist auch, eine Situation zu erfinden, in der die Figuren nicht weg können.

Du solltest es allerdings nicht übertreiben. Denn du musst beim Schreiben alle diese Schauplätze im Blick behalten und darfst nichts vergessen. Jeder Strang, den du anfängst, solltest du auch zu Ende bringen. Gleichzeitig gilt es aufzupassen, dass du deine Figuren nicht überlastet. Bringe also nur so viel Druck in eine Situation rein, wie die Figuren aushalten können.

Du hast eine temporeiche Szene geschrieben, bist aber unsicher, ob sie funktioniert? Du hast weitere Fragen zum Schreibhandwerk? Dann lass uns darüber quatschen und ich schaue mir deinen Text an. Vereinbare hier ein 1:1-Coaching mit mir. Ich freue mich auf dich!

Steigere die Ereignisse

Also erst findet deine Figur den Autoschlüssel nicht, dann brennt die Kaffeemaschine durch, und erst danach verwüstet das Ufo beim Landen den Garten. Nicht andersrum. Dieses Prinzip funktioniert nicht nur innerhalb einer Szene, sondern auch für den ganzen Roman. Wenn du zum Beispiel in einem Thriller mehrere Actionszenen hast, dann ist die letzte immer die krasseste und die erste zum Warmwerden. Das heißt, der Reiz sollte stetig erhöht werden. Ähnliche Steigerungen kannst du auch in Kampfszenen einbauen: Der ersten Schießerei ist deine Heldin noch gewachsen, dann geht ihr die Munition aus und erst im Anschluss muss sie gegen den Mafia-Boss antreten und hat nur noch ihre Handtasche, um ihn auszuschalten.

Schaffe ein großes Risiko für deine Figur

Es sollte für die Figur um etwas Wichtiges gehen. Das muss nicht immer die Rettung der Welt sein. Es kann alles Mögliche sein, auch der Unterhalt für das gemeinsame Meerschweinchen, wenn es das ist, was deine Figur nach der Trennung so richtig umtreibt. So etwas sollte im Vorfeld aber gut aufgebaut sein – die Leserschaft sollte verstehen können, dass Gisela alles für ihr Meerschweinchen opfern würde. Figuren nehmen in solchen Situationen ziemlich viel Stress auf sich und brauchen deshalb eine große und vor allem nachvollziehbare Motivation, dies auch zu tun. Mein Tipp: Baue wichtige Actionszenen rund um das größte Interesse deiner Figur, in Spannungsromanen könnte das zum Beispiel das Überleben eines geliebten Menschen sein,

Bringe durch Ortswechsel Bewegung rein

Wenn Gisela beim Streiten mit Heinz aus dem Haus rennt und alle Nachbarn mithören können, um was es geht, dann ist deutlich mehr los, als wenn die ganze Situation im Auto auf dem Supermarkt-Parkplatz stattfindet. Ein weiterer Vorteil: Jedes Setting bietet andere wunderbare Möglichkeiten und neue Spannungsfaktoren. Schau dir den nächsten Actionfilm oder Thriller einmal auf diesen Punkt hin genau an – du wirst daran viel lernen können.

Temporeiche Szenen zu schreiben, macht richtig Spaß – wenn man weiß, wie das geht.

Beziehe die Umgebung der Figuren mit ein

Lass deine Figuren nicht nur miteinander quatschen, sondern auch mit Gegenständen handeln. Nutze das, was die unterschiedlichen Orte, zum Beispiel die Küche, zu bieten haben. Mit dem Nudelholz kann Gisela Kekse backen, sie kann es im Streit aber auch prima hinter Heinz her werfen. Auch das Telefon könnte sie sich schnappen, um es ihm über die Mütze zu ziehen. Die Umgebung in die Handlung einzubeziehen ist zum Beispiel in Liebesromanen sehr hilfreich. Wenn es dort Konflikte gibt, wird oft viel geredet und temporeiche Handlung ist da eine gute Abwechslung.

Überleg dir gern, was noch alles als Waffe dienen kann (nicht nur im Liebesroman), es gibt ja nicht nur Messer und Gewehre, sondern auch Tennisschläger, Fahrräder, Tretroller oder das Bobbycar vom Sohnemann. 😅

Um es dir leichter zu machen, wählst du am besten ein Setting, das du nicht erst groß erklären musst, oder eines, das du vorher schon gut eingeführt hast. Bonustipp: Erstelle dir eine Liste mit den einzelnen Dingen, die du einbauen möchtest, und checke dann beim Schreiben gegen. Je nachdem, wie erfahren du als Autor:in bist, kannst du mehr oder weniger Details reinbringen. Aber denke daran, manchmal ist weniger mehr.

Mache auch mit Sprache Tempo

In temporeichen Szenen erzählst du die Dinge am besten in der Geschwindigkeit, in der sie passieren. Verzichte deshalb auf Tempofresser wie Rückblenden, Beschreibungen, Gedanken oder Erinnerungen. Im Moment der Action oder des Kampfes hat deine Figur einen Tunnelblick und wird nicht über das letzte Weihnachtsfest mit Tante Erna nachdenken oder darüber, was der Chef am Morgen zu ihr gesagt hat. Denn in ihrem Körper laufen Stressreaktionen ab, da hat sie nur Fokus auf die Krise.

Verzichte auch auf andere Dinge, die die Bremse reinhauen, wie etwa Zeitsprünge à la „eine halbe Stunde später hielt sie verschwitzt an“ oder ähnliches. Schreibe auch keine verschachtelten Sätze. Kurze Sätze lassen eine Szene viel schneller und atemloser wirken. Wenn du eine Kampfszene schreibst, bringe dort nicht zu viele Details unter und beschreibe nicht ausführlich, wie die Figur das Schwert zieht oder hierhin und dorthin greift, sondern raffe die Ereignisse lieber, um die Geschwindigkeit zu halten. Übrigens sollten jede Actionszene, jeder Kampf und jeder Streit innerhalb der Handlung eine Bedeutung haben. Sie sind niemals nur Deko! Es sollte immer eine Konsequenz geben, die die Geschichte in eine andere Richtung lenkt. Ist das nicht der Fall, riskierst du, dass deine Leserschaft die Action als überflüssig empfindet. Und das wollen wir ja nicht.

Beachte die Erzählperspektive

Je stärker du in der Figur bleibst, desto mehr Nähe erzeugst du und kannst die Gefühle deiner Figur viel besser vermitteln. Wenn du mit dem „Kameraauge“ plötzlich aus ihr heraus in die Vogelperspektive wechselst und eine Schlacht von außen betrachtest, gelingt das mit den Emotionen meist nicht so gut, weil du Distanz hineinbringst. Achte auch darauf, dass du nur das zeigst und beschreibst, was deine Perspektivfigur wahrnehmen kann. Zeige nicht Dinge, die sie nicht sehen oder hören kann, denn auch dadurch entsteht Distanz. Und gerade, wenn es hart auf hart kommt, will die Leserschaft ganz eng dabei sein und mitfühlen. Wenn du aus mehreren Perspektiven schreibst, kannst du in einer wichtigen Kampfszene oder Schlacht auch kontrolliert zwischen den Perspektiven wechseln. Dadurch gibst du diesem Moment der Geschichte eine größere Wichtigkeit.

Noch mehr Fragen?

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