Vielleicht hast du deinen Roman schon mehrfach überarbeitet, die Dialoge geschliffen, Perspektiven angepasst, einzelne Szenen umgestellt. Und trotzdem bleibt da dieses mulmige Gefühl: Irgendetwas stimmt noch nicht – aber du kannst den Finger nicht drauflegen. Genau hier setzt ein professionelles Lektorat an.
Ein:e Lektor:in erkennt in wenigen Seiten, was dir selbst nach monatelanger Arbeit nicht mehr auffällt. Perspektivfehler, holprige Übergänge, inhaltliche Schwächen oder Infodumps – all das springt beim Lektorat sofort ins Auge. Nicht, weil du „falsch“ schreibst, sondern weil du deinem Text zu nah bist. Dein Gehirn weiß längst, was gemeint ist – es überliest, was fehlt.
In diesem Artikel zeige ich dir 7 typische Dinge, die im Lektorat sofort auffallen – und die du beim Schreiben mit hoher Wahrscheinlichkeit übersiehst. Wenn du weißt, worauf geachtet wird, kannst du deinen Text gezielter überarbeiten – und kommst mit einem stärkeren Manuskript ins Lektorat. (Hier findest du noch mehr Tipps zum Überarbeiten)
Warum ein Lektorat sieht, was dir nicht auffällt
Du bist deinem eigenen Text irgendwann zu nah – das ist ganz normal. Dein Gehirn ergänzt, was fehlt, und überliest, was holpert. Genau deshalb fallen dir typische Fehler nicht mehr auf: Perspektivbrüche, Wiederholungen, flache Dialoge, Infodumps oder fehlende Atmosphäre.
Ein professionelles Lektorat deckt genau diese Schwächen auf – nicht, um dich zu kritisieren, sondern um deinen Text auf sein volles Potenzial zu bringen. Es macht sichtbar, was Leser:innen stolpern lässt – und gibt dir konkrete Hinweise, wie du Figuren, Handlung und Stil gezielt verbessern kannst. Kurz gesagt: Ein Lektorat sieht, was du selbst nicht mehr siehst – und macht aus deinem guten Text einen richtig starken Romanentwurf.
Gut zu wissen:
Ein Lektorat prüft Inhalt, Stil und Struktur – nicht Rechtschreibung oder Zeichensetzung im Detail. Dafür gibt es das Korrektorat, das im Idealfall nach dem Lektorat kommt.
Lektorat? Was ist das überhaupt?
Ein:e Lektor:in berät dich als Autor:in, wenn du dir professionelles Feedback zu deinem Text wünscht. Ich sage bewusst beraten, weil Lektorat für mich eine Beratungsdienstleistung ist. Du möchtest mit deinem Liebesroman oder Thriller eine breite Leserschaft erreichen und hast eine ganz konkrete Zielgruppe vor Augen? Dann schaue ich mir deinen Text daraufhin an und gebe dir Hinweise, ob du dein Ziel erreichst oder wo du nachjustieren könntest, um dein Ziel zu erreichen. Inhaltlich und sprachlich. Wenn du zum Beispiel Lesende begeistern möchtest, die Cozy Crime-Bücher lieben, die in den Schottischen Highlands spielen, dann solltest du genau diese Erwartungen bedienen.
Das Lektorat schaut dabei einerseits auf die Handlung und den Inhalt, die Dramaturgie, den roten Faden, die Figuren- und Handlungslogik, aber auch auf Sprache und Stil. Die Korrektur von Grammatik- und Rechtschreibfehlern spielt dabei lediglich eine untergeordnete Rolle. Wenn Fehler auffallen, dann werden sie in der Regel verbessert, aber es wird nicht explizit Korrektur gelesen. Korrektorat ist eine eigenständige Dienstleistung, die sich idealerweise ans Lektorat anschließt.
Warum Autoren ihre eigenen Fehler oft nicht (mehr) erkennen
Es ist völlig normal: Du liest, ja – aber du siehst deinen eigenen Text irgendwann nicht mehr richtig. Dein Gehirn kennt jede Wendung, jedes Komma, jeden Dialogsatz. Es weiß genau, was du meintest – und gleicht das automatisch mit dem ab, was da steht. Nur blöd, wenn beides nicht ganz übereinstimmt. Dein Gehirn ist da gnadenlos effizient: Es liest nicht, was da ist, sondern was du erwartest.
Dazu kommt: Du bist deinem Text emotional zu nah. Du weißt, wie die Szene in deinem Kopf aussieht, welche Stimmung du erzeugen wolltest, was zwischen den Zeilen mitschwingt. Für dich ergibt alles Sinn – für Außenstehende manchmal weniger. Man könnte sagen: Du bist der schlechteste Zeuge deines eigenen Romans. Mit der Zeit verlierst du außerdem leicht den Überblick über das große Ganze. Wenn du wochen- oder monatelang an einzelnen Kapiteln feilst, hängst du irgendwann so tief in den Details, dass du die Struktur nicht mehr klar erkennst. Wie bei einem Puzzle, bei dem du dich auf ein einziges Teil fixierst und vergisst, dass da eigentlich ein ganzes Bild entstehen soll.
Und als wäre das nicht schon genug, gewöhnt man sich mit jeder Überarbeitung ein Stückchen mehr an die eigenen Schwächen. Lieblingswörter, Lieblingssätze, Lieblingsfloskeln – sie schleichen sich ein wie alte Bekannte. Du siehst sie gar nicht mehr, weil sie sich vertraut anfühlen. Kurz gesagt: Dein Kopf hat einfach keine Lust mehr, denselben Text zum zehnten Mal zu zerpflücken. Er spart Energie, schaltet auf Autopilot – und schon bist du betriebsblind.
7 typische Dinge, die im Lektorat sofort auffallen
1. Perspektivfehler: Wenn deine Figur plötzlich Gedanken liest
Der Klassiker unter den Klassikerfehlern: Du schreibst eigentlich in der personalen Perspektive aus Annas Sicht – und plötzlich weiß sie, dass Ben nervös denkt, obwohl er kein Wort gesagt hat. Zack, Perspektivbruch. Für dich als Autor:in fühlt sich das logisch an, schließlich weißt du ja, was in Ben vorgeht. Aber für Leser:innen wirkt es, als würde die Kamera plötzlich mitten im Satz den Besitzer wechseln.
“Head hopping”, also das Wechseln einer Erzählperspektive “unterwegs”, ohne Szenen- oder Kapitelwechsel, wirkt distanzierend und verhindert die emotionale Verbindung mit der Perspektivfigur, weil Leser:innen „überall und nirgends“ sind und auch nie wissen, wann wir wieder „umgetopft“ werden. Solcher Perspektivfehler sofort aus der Geschichte. Wenn der Blickwinkel springt, verlieren man schnell die Orientierung – und Vertrauen in die Erzählstimme.
Tipp: Bleib bei deiner Figur – und stell dir vor, die Kamera hängt ihr über der Schulter. Alles, was sie nicht sehen, hören oder fühlen kann, kannst du dann auch nicht zeigen.
2. Infodump: Wenn dein Roman zum Sachbuch mutiert
Wenn Romankapitel zu Wikipedia-Artikeln werden, wissen Lektor:innen sofort: Hier hat jemand Angst, dass die Leserschaft sonst nicht mitkommt. Deshalb wird alles ausführlich erklärt. Der sogenannte Infodump – also zu viele Hintergrundinfos am Stück – ist wie ein Stoppschild mitten im Lesefluss. Zu viele Infos auf einmal bremsen Spannung, zerstören das Erzähltempo und lenken vom emotionalen Kern ab. Aber Leser:innen wollen ja in die Handlung abtauchen, vergessen, dass es Fiktion ist und miträtseln, mitfühlen, entdecken – nicht belehrt werden.
Infodumps sind keine Handlung, im Gegenteil – sie sind ein „Loch“ in der Handlung, durch das die Pläne der Autor:in sichtbar werden. Solche Handlungslücken sind immer zu vermeiden, es ist ja gerade dein Job als Autor:in, aus einem Konzept (Fanny hat diese Persönlichkeit, Ariana hat jene, und die Mutter hat Gewohnheit X …) Handlung zu machen. Infodumps erkennt man übrigens beim Schreiben oft daran, dass sie sich leicht und schnell schreiben. Ist ja klar, weil der Transfer von Konzept zu Handlung nicht stattfindet. Wenn’s zu leicht geht, ist das oft ein Warnsignal.
Tipp: Verstreue Informationen häppchenweise. Lass sie in Handlung, Dialoge oder Konflikte einfließen, statt sie seitenweise zu erklären. Leser:innen lieben es, sich Dinge selbst zusammenzureimen.
3. Ortswechsel: So verlierst du deine Leser:innen nicht
Neue Szene, neues Glück – nur leider weiß niemand, wo wir gerade sind. Eben stehen die Figuren noch im Wohnzimmer, jetzt sitzen sie im Auto, und plötzlich stehen alle in einem Parkhaus. Ohne Übergang, ohne Orientierung. Es ist wichtig, dass du deine Leser:innen gut führst, auch wenn du alle Ortswechsel im Kopf und auswändig weißt. Aber die anderen kennen die Geschichte noch nicht und wollen gut folgen können.
Wenn Leser:innen aber nicht wissen, wo sie sich befinden oder wie die Figur von A nach B gekommen ist, verlieren sie das Gefühl für Raum, Zeit und Bewegung. Dann wirkt die Szene wie ein Puzzle ohne Rahmen – sie schwebt im Nichts. Gute Leserführung sorgt dafür, dass sich Leser:innen sicher durch deine Geschichte bewegen.
Tipp: Gib deinen Leser:innen kleine Anker. Ein Satz wie „Der Asphalt glitzerte nass, als sie aus dem Wagen stieg“ reicht oft schon, um die Bühne neu aufzubauen.
4. Sterile Dialoge: Gib Gesprächen Körper und Raum
Dialoge sind super – wenn sie nicht aussehen wie ein WhatsApp-Chat auf Papier. Wenn Figuren minutenlang reden, ohne sich zu bewegen, entsteht das Gefühl, sie hängen in einem schwarzen Raum fest. Handlung im Dialog bringt Dynamik. Sie zeigt, was unausgesprochen bleibt – Körpersprache, Emotionen, Untertöne. Ohne Bewegung bleiben Dialoge steril und klingen unnatürlich. Aber Leser:innen wollen sehen, wie etwas gesagt wird, nicht nur was.
Außerdem kannst du mit begleitender Handlung, räumlichen und atmosphärischen Details deine Buchwelt viel dreidimensionaler und eindringlicher machen. Wenn du während eines Dialogs alle Sinne bedienst und auch die Umgebung zeigst, in der die Figuren handeln, dann schmeißt du automatisch das Kopfkino bei deiner Leserschaft an und berührst sie emotional.
Tipp: Gib deinen Gesprächen Körper. Kleine Handlungen, Gesten oder Bewegungen machen sie lebendig – und verraten oft mehr als Worte.
5. Wann, wo, warum? Leser:innen brauchen klare Orientierung
Wo sind wir in diesem Kapitel eigentlich – und wann? Autor:innen wissen das natürlich, aber Leser:innen tappen oft im Dunkeln. Ist es Morgen oder Abend? Spielt die Szene am selben Tag oder drei Wochen später? Orientierung in der Geschichte – gerade am Szenen oder Kapitelanfang – ist für Leser:innen wie Sauerstoff. Wenn sie nicht wissen, wo oder wann etwas passiert, verlieren sie das Gefühl für den Verlauf der Geschichte. Zeitliche und räumliche Anker sorgen dafür, dass dein Plot klar und nachvollziehbar bleibt.
Tipp: Markiere Zeit und Raum subtil, z. B. mit Licht, Geräuschen oder Details („Die Sonne brannte schon tief, als sie die Tür schloss“). Das schafft sofort Orientierung und Atmosphäre.
6. Wiederholungen entlarven den ersten Entwurf – und machen deinen Text träge
Bestimmte Wörter, Phrasen oder ganze Gedanken tauchen immer wieder auf – manchmal im gleichen Absatz. Das passiert leicht, weil du beim Schreiben mitten im Flow bist und denselben Gedanken einfach nochmal drehst. Oder weil du denkst, deine Leser:innen haben es vielleicht noch nicht wirklich verstanden und brauchen die Information noch einmal in anderer Form.
Beim Schreiben der Rohfassung ist das total in Ordnung, oft brauchen wir als Autor:innen das, um uns die Logik zu erschreiben. Aber wenn du überarbeitest, dann solltest du Wiederholungen ausfindig machen und eliminieren. Sie machen Texte nämlich träge. Sie nehmen Tempo, lassen Leser:innen abschalten und signalisieren: Hier wurde noch nicht überarbeitet. Außerdem wirken Figuren weniger klug, wenn sie ständig das Gleiche sagen, denken oder machen.
Tipp: Lies laut. Dann merkst du schnell, wenn du dich im Kreis drehst. Oder lass dein Textverarbeitungsprogramm nach häufigen Wörtern suchen – das ist oft aufschlussreicher, als man denkt.
7. Ohne Atmosphäre kein Kopfkino: So schaffst du Tiefe
Du weißt genau, wie dein Schauplatz aussieht – deine Leser:innen aber nicht. Wenn Figuren nur reden, denken und handeln, aber nirgends sind, fehlt der Geschichte Tiefe. Aber die Atmosphäre ist das, was Leser:innen in deine Welt hineinzieht. Ohne sinnliche Eindrücke und räumliche wie atmosphärische Details bleibt eine Szene flach und austauschbar. Erst Geräusche, Gerüche, Licht, Texturen machen sie lebendig und verankern sie im Kopf deiner Leser:innen.
Tipp: Ein paar sinnliche Details reichen oft aus: das Klacken von Schuhen auf Holz, der Geruch nach Regen, das schiefe Licht durch die Gardine. So wird aus einer Szene ein Erlebnis.
So profitierst du von einem professionellen Lektorat
Wenn du die Liste oben durchgehst, wird schnell klar: Viele der typischen Stolperfallen entstehen nicht, weil jemand „schlecht schreibt“, sondern weil man seinem eigenen Text irgendwann blind gegenübersteht. Genau hier setzt ein Lektorat an. Es erkennt die Perspektivfehler, die du beim zehnten Lesen nicht mehr bemerkst. Es sieht die Infodumps, die dir beim Schreiben logisch erschienen. Es spürt die fehlenden Übergänge, die du im Kopf längst geschlossen hast. Und es hört die Dialoge, die klingen, als würden die Figuren im luftleeren Raum schweben. (Hier findest du noch mehr Gründe für ein Lektorat!)
Ein Lektorat holt all diese Dinge ans Licht – nicht, um dich zu kritisieren, sondern um dir zu zeigen, wo dein Text bereits stark ist und wo er noch Luft nach oben hat. Du bekommst konkrete Hinweise, wie du Wiederholungen knackst, atmosphärische Details nachschärfst oder den roten Faden klarer sichtbar machst. Und plötzlich merkst du: „Ah, genau das hat immer ein bisschen gewackelt!“
Dabei entsteht ein schöner Nebeneffekt: Du lernst deine eigenen Muster kennen. Die kleinen Gewohnheiten, die immer wieder auftauchen – und die man schwer allein erkennt. Nach einem Lektorat gehst du viel bewusster und selbstsicherer an dein Schreiben heran.
Kurz gesagt: Ein professionelles Lektorat ist der Blick über deinen Tellerrand. Es schärft deinen Text, aber auch deinen Autor:innen-Kompass. Und es sorgt dafür, dass deine Geschichte genau das wird, was sie in deinem Kopf längst ist: rund, klar, packend – und bereit für deine Leser:innen.
Du wünscht dir einen professionellen Blick auf dein Manuskript? Dann buche dir schnell und unverbindlich dein „Plot- und Plauder“-Kennenlerngespräch.

Book, book, hurra! Das ist mein Motto als zertifizierte Lektorin, Schreibcoach und Romanautorin. Ich bin davon überzeugt, dass gute Bücher die Welt ein Stückchen besser machen. Deshalb kann es nicht genug davon geben! Seit 2021 helfe ich Autor:innen mit Empathie und Leichtigkeit dabei, Romane zu schreiben, die berühren, mitreißen und im Gedächtnis bleiben. Denn ich möchte, dass noch mehr tolle Geschichten den Weg hinaus aus den Schubladen zu den Menschen finden, glücklich machen und den Alltag vergessen lassen. Wenn ich nicht lektoriere oder coache, schreibe ich selbst Romane und Kurzgeschichten, die von Familienbanden und Freundschaften erzählen, die Geheimnisse und Lügen entlarven und wo Liebe alles verändern kann.
Meine Romane & Kurzgeschichten findest du hier.
Mehr über mich erfährst du hier