Yeah – endlich dir Rohfassung überarbeiten! Hm, kann man sich darauf freuen? Urgh, denkst du vielleicht jetzt. Auf gar keinen Fall, schließlich steckt im Überarbeiten schon das Wort „Arbeit“. Du liebst das Romanschreiben, aber alles was danach kommt, fühlt sich an wie eingeschlafene Füße? Das muss nicht sein 😀 Diese 5 Tricks helfen dir garantiert, locker und entspannt durch die Überarbeitung zu kommen – ohne, dass es deine Motivation killt. Und vielleicht hast du sogar Spaß dabei.

Mache dir einen Plan: Arbeite vom Groben zum Feinen

Beim Schreiben der ersten Fassung geht es um den Flow des Schreibens, bei der Überarbeitung um den Flow des Lesens. Ziel der Überarbeitung sollte ein guter Lesefluss sein. Willst du, dass dein Roman gelesen wird, dann überarbeite ihn gründlich. Begreife das Überarbeiten als wichtigen Schritt für die Veröffentlichung. Das finde ich megawichtig! Denn erst durch die Überarbeitung entfaltet ein Text sein ganzes Potential. Stelle dir dein Manuskript wie einen Klumpen Erde vor, aus dem erst nach und nach eine wunderschöne Sandfigur entsteht. Und während du sie modellierst, bekommst du zusätzlich noch die Chance, dein Schreibhandwerk weiterzuentwickeln. Denn während der Überarbeitung analysierst du dein Schreiben analysieren und hebst es auf ein neues Level. Übrigens überarbeiten auch Bestseller-Autor:innen wie Fitzek, Moyes & Co ihre Manuskripte. Das ist also ganz normal. 😊

Wenn du startest, arbeite dich strategisch vom Groben zum Feinen herunter: Fang erstmal damit an, die Struktur deiner Geschichte zu prüfen, bevor du an Kommas und Satzbau feilst. Stelle also sicher, dass der Spannungsbogen sinnvoll aufgebaut ist und die Handlung logisch voranschreitet. Gibt es Plotlöcher oder Unstimmigkeiten? Dann korrigiere sie und schließe die Lücken. In einem Roman sollte sich alles plausibel eins aus dem anderen ergeben (ein Roman ist viel logischer als das echte Leben! Dort gibt es zum Beispiel jede Menge Zufälle, im Roman darf nur das auslösende Ereignis zufällig passieren, alles andere sollte absolut logisch sein). Prüfe auch nochmal, welche Erwartungen deine Wunsch-Leserschaft an dein Genre hat und ob dein Text diese wirklich bedient.

Checke gegen, dass deine Hauptfiguren eine Entwicklung durchmachen und Entscheidungen treffen, die zu ihren Stärken und Schwächen passen. Ist ihre Entwicklung logisch und nachvollziehbar? Erst nachdem du alle Ungereimtheiten ausgebügelt hast, konzentrierst du dich auf kleinere Details wie zum Beispiel die Abfolge von Szenen oder die Einführung von Mikro-Konflikten. Überprüfe auch, ob jede Szene einen Zweck erfüllt oder ob du sie vielleicht streichen könntest.

Nach dem Groben kommt das Feine: Bleibst du immer konsequent in der Perspektive deiner Hauptfigur? Bei mehreren Perspektivfiguren: Kontrolliere, ob du sie gleichmäßig und in guter Abwechslung zeigst. Stimmt der Zeitablauf über den Roman hinweg und gibst du zu Beginn einer Szene genügend zeitliche und räumliche Orientierung für die Leserschaft? Kontrolliere, ob du Handlung und Emotionen der Figuren zeigst oder nur über sie berichtest (Show don’t tell). “Zeigen” funktioniert zum Beispiel über konkrete Details und Sinneswahrnehmungen. Vermeide Passivkonstruktionen mit “war”, “wurde”, “hatte”, Partizipien (staunend) und Füllwörter (wohl, halt, eigentlich). Verwende Sinneseindrücke und starke Verben der Bewegung.

Die Hände einer Frau tippen auf einem Laptop
Mit Struktur und einem Plan „flutscht“ die Überarbeitung der Rohfassung.

Nimm dir pro Durchgang nur ein Thema vor

Überfrachte die einzelnen Überarbeitungsschritte aber nicht, damit du 1. nicht durchdrehst und 2. alles im Blick behältst. Am Besten nimmst du dir in jeder Runde nur ein Thema vor. Du könntest dich beispielsweise nur auf Beschreibungen fokussieren und unter die Lupe nehmen, ob sie die Stimmung der Szene verstärken und die Leser in die Welt deines Romans ziehen. In einer solchen Runde analysierst du zum Beispiel jede Beschreibung und überlegst, ob sie nicht nur visuell, sondern auch emotional ansprechend ist. Du könntest sicherstellen, dass sie die Atmosphäre der Szene verstärkt, ohne zu ausführlich oder ablenkend zu sein. Oder du konzentrierst dich nur auf die Dialoge: Analysiere zum Beispiel, ob jeder Dialog die Charakterstimmen klar widerspiegelt und zur Handlung beiträgt. Lösche unnötige Wiederholungen und stelle sicher, dass die Gespräche der Figuren deiner Leserschaft einen tieferen Einblick in die Figuren geben.

Wenige ähnliche Elemente kannst du zusammenfassen und innerhalb von einer Überarbeitungsrunde anschauen. Zum Beispiel Adjektive und Adverbien, oder Dialoge und Figurensprache oder Atmosphäre und Sinneseindrücke.

Bitte Testlesende um gezieltes Feedback

Du hast dein Manuskript gründlich überarbeitet und siehst den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr? Bitte anschließend Testlesende um Feedback zu Fragen oder Aspekten, die für dich besonders wichtig sind. Das ist superhilfreich. Denn so bekommst du ein objektiveres Feedback von außen und kannst nochmal Verbesserungen vornehmen. Wenn du jetzt an Tante Erna oder deine kleine Schwester denkst, die mal gut in Deutsch war, dann lass lieber die Finger davon. Familie und Freunde sind in der Regel nicht so geeignete Testleser, da sie nicht wirklich objektiv sind.

Besser sind wohlwollend kritische Schreibkolleg:innen, die das Handwerkszeug kennen (die nennt man Profi-/Alpha-Testlesende). Sie können dir konstruktive Hinweise geben und erklären, warum sie einen bestimmten Eindruck haben. Gib ihnen gern konkrete Fragen mit, auf die sie beim Lesen achten sollen. Frage sie beispielsweise, ob die Wendungen in der Handlung überraschend genug oder ob die Motivationen der Charaktere verständlich sind. Oder du bittest sie, dir zu sagen, ob der Übergang von einer Schlüsselszene zur nächsten fließend ist und sie das Verhalten der Charaktere in kritischen Momenten als überzeugend empfinden. Zielgruppen-Testlesende sind oft weniger geschult. Sie kannst du am Ende des Prozesses einbinden. Gib auch ihnen eine konkrete Frage oder ein Thema mit, auf das sie achten sollen, zum Beispiel an welchen Stellen sie es besonders spannend fanden oder wo sie das Buch beinahe zugeklappt hätten.

Schaffe Distanz zwischen den Überarbeitungsrunden

Wenn du kein Zeitdruck hast bei der Überarbeitung, lass das Manuskript nach jeder Runde ein paar Tage liegen. Entfremde dich von deiner Geschichte. Mit Abstand kannst du besser beurteilen, was für deine Leserschaft wichtig ist (und nicht für dich). Kläre für dich nochmal genau, wer deine Zielgruppe ist und was sie von deinem Roman erwarten. Versetze dich innerlich in deine Zielgruppe und stelle dich darauf ein, die Geschichte mit Blick auf deine Wunsch-Leserschaft zu überarbeiten. Das kann dir helfen, auch deine Lieblingsstellen kritisch zu hinterfragen.

Lass dein Manuskript am Besten auch nach Ende der Rohfassung ein bisschen ruhen. Dadurch gewinnst du immer wieder Abstand und betrachtest den Text mit einem frischen Blick. 

Setze dir kleine Ziele und feiere deine Erfolge

Setze dir klare und erreichbare Etappenziele für deine Überarbeitung. Anstatt das gesamte Manuskript auf einmal zu überarbeiten, fokussiere dich beispielsweise auf das Überarbeiten von zwei Kapiteln pro Tag. Das macht die Aufgabe weniger überwältigend und ermöglicht es dir, deinen Fortschritt besser zu verfolgen. Statt zu denken „ich muss das ganze Buch überarbeiten“, setze dir das Etappenziel „ich werde diese Woche die ersten drei Kapitel meines Romans überarbeiten“. Das macht den Prozess greifbarer und motiviert dich, den Fortschritt zu verfolgen.

Wenn du einen Abschnitt überarbeitet oder eine knifflige Szene verbessert hast, kannst du förmlich sehen, wie dein Text besser und runder wird. Das macht so Spaß! Freue dich daran und nimm dir Zeit, das zu feiern. Belohne dich mit einer kurzen Pause, einem leckeren Snack oder einer kleinen Aktivität, die dir Freude bereitet. Diese Freude über kleine Fortschritte kann die Motivation für die weiteren Überarbeitungen steigern. Ich habe bei der Überarbeitung meines Romans („Leuchtturm der vergessenen Wünsche“) eine ganze Liste an Belohnungen erstellt. Da stand zum Beispiel drauf: einen schön schreibenden Stift kaufen, ins Kino gehen oder mit meinem Mann eine gute Flasche Rotwein öffnen. Deiner Fantasie sind da keine Grenzen gesetzt.

Die Lektorin Christine Storck bei einer Lesung ihres Romans Leuchtturm der vergessenen Wünsche, den sie als Anna Carlé geschrieben hat
Stell dir vor, wie es sein wird, wenn du eine Lesung hältst – das ist ein wunderbarer Motor für deine Motivation.

Was du noch tun kannst

Schaffe dir eine positive Arbeitsumgebung: Gestalte einen Schreibplatz, der dich inspiriert und motiviert. Umgib dich mit Dingen, die dir ein gutes Gefühl geben, sei es Musik, eine angenehme Beleuchtung oder inspirierende Zitate. Eine positive Umgebung kann einen großen Einfluss auf deine Stimmung und Produktivität haben.

Variiere deine Arbeitsumgebung: Ein neuer Ort kann Wunder wirken, wenn die Motivation nachlässt. Wechsle zwischen verschiedenen Schreiborten, um die Kreativität und den Fokus aufrechtzuerhalten. Probiere es zum Beispiel mal in einem Café oder einer Bibliothek. Manchmal reicht schon ein Wechsel vom Schreibtisch zur gemütlichen Leseecke im Wohnzimmer, um frischen Wind in den Überarbeitungsprozess zu bringen.

Suche dir Schreibbuddys und Unterstützung: Der Austausch mit anderen bietet eine erfrischende Perspektive. Suche dir zuverlässigen Feedback-Partner:innen, mit denen du Ideen diskutieren und konstruktive Kritik austauschen kannst. Das Feedback wird nicht nur die Qualität deines Romans verbessern, sondern auch deine Motivation steigern. Ich bin in mehrere Schreibgruppen, in denen wir uns online und offline regelmäßig treffen und uns austauschen. Tolle Felsen in meiner Schreib-Brandung sind außerdem meine beiden Profi-Testleserinnen uns Coach-Kolleginnen Natascha Birovljev und Katja Kobusch. ❤️

Visualisiere den Erfolg: Stell dir vor, wie großartig es sein wird, wenn dein Roman fertig überarbeitet und veröffentlicht ist. Visualisiere positive Reaktionen von Lesern oder sogar den Moment, in dem du das gedruckte Buch in den Händen hältst. Schreibe es auf oder erstelle eine Collage, die du dir über den Schreibtisch hängst. Diese positive Vorstellung spornt dich an und helft dir, die Herausforderungen der Überarbeitung zu meistern. Denk immer daran: der Überarbeitungsprozess ist Teil des Schreibens und genauso wichtig wie das Schreiben der ersten Fassung!

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